Vokalimprovisation in der Musiktherapie und ihre Bedeutung 

als Intervention bei pathologischen Hochleistungsstimmen - 

eine Einzelfalldarstellung einer dysphonen Opernsängerin

 

Autorin: Tina Hörhold

 

 

 

Abstract

 

Berufssänger stellen eine besondere Klientengruppe innerhalb der stimmtherapeutischen Arbeit dar. Zur Behandlung dieser Berufsgruppe bei funktioneller Dysphonie ist spezielles, interdisziplinäres Fachwissen aus den Bereichen Medizin, Gesangspädagogik, Gesang und Stimmtherapie nötig. Auch psychogene Faktoren spielen bei der Entwicklung funktioneller Stimmstörungen eine Rolle. Durch einen multimodalen Behandlungsansatz werden auch diese Anteile bei einer dysphonen Opernsängerin therapiert. Dabei wird mittels musiktherapeutischer Kurzzeittherapie innerhalb einer stimmtherapeutisch orientierten gesangspädagogischen Arbeit behandelt. Das Konzept beinhaltet das ausschließliche Mittel der freien Vokalimprovisation im Kontext des multimodalen Ansatzes in Einzelsitzungen. Untersucht wird in der vorliegenden Arbeit die Wirkung dieser Therapie. Mittels eines Mixed- Methods-Designs wird sowohl der Verlauf als auch der Inhalt der musiktherapeutischen Arbeit untersucht. Zur Evaluation werden die Allgemeine Depressionsskala in Langform (ADS-L) sowie der Singing Voice Handicap Index (SVHI) eingesetzt. Durch die Qualitative Inhaltsanalyse wird der Inhalt der den Improvisationen nachfolgenden Gespräche herausgearbeitet, der Verlauf verglichen und das Abschlussinterview, das mit der Klientin geführt wurde, analysiert. Sowohl die Evaluation als auch die qualitative Untersuchung deuten auf einen erheblichen Rückgang der dysfunktionalen und psychogenen Symptomatik hin, so dass der berufliche Wiedereinstieg der Sängerin erfolgen kann. Im Kontext der Therapie erkennt sie, dass sie im Zuge ihrer Professionalisierung die Freude am Singen verloren hat. Diese kann durch Reaktivierung der Ressource Gesang innerhalb der musiktherapeutischen Intervention wiedererlangt werden.